Private (PKV) vs. gesetzliche (GKV) Krankenversicherung
Für Selbstständige ist die Krankenversicherung ein sehr wichtiges Thema. Leider ist dieses bei den Versicherern, einigen Unternehmensberatern sowie gängigen Internetseiten und Foren für Existenzgruender und Unternehmer finanziell zu interessant, um unabhängig über das Thema Krankenversicherung für Selbstständige zu berichten. Auf fast jeder Internetseite, die ich für meine Recherchen besucht habe, wurde für private Krankenkassen geworben oder gleich ein ,,unabhängiger“ Krankenkassencheck angeboten. Bei der persönlichen Beratung sind Versicherungsmakler-, berater und Unternehmensberater leider auch nicht immer offen. Wenn Berater noch moderat handeln, dann bewerben sie nur übermäßig die Vorteile ihrer privaten Krankenversicherung, lassen jedoch eine Beratung über die Nachteile der privaten Krankenversicherung unter den Tisch fallen.
[amazon table=“12319″]Schlimmer ist es noch, wenn Berater den Mandanten einreden wollen, eine private Krankenversicherung sei Pflicht oder dass es eine Frist gibt bis wann man die freie Wahl der Krankenkasse hat. Das mit der Pflicht zur privaten Krankenversicherung ist selbstverständlich absoluter Quatsch! Bei den Fristen gibt es lediglich Bindungsfristen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen. Das bedeutet, dass wenn Sie sich als Existenzgründer oder Unternehmer für eine freiwillig gesetzliche Krankenversicherung entscheiden, dann haben Sie für einen gewissen Zeitraum eine ,,Bindungsfrist“ an diese gesetzliche Kasse. Nach meinem bisherigen Kenntnisstand waren das im längsten Fall drei Jahre (hier muss ich aber erwähnen, dass das schon gierig von der GKV ist). In der Regel liegt die Bindungsfrist allerdings bei einem Jahr, das kann jede gesetzliche Krankenversicherung aber für sich selbst festlegen.
Zu den Fakten:
[sociallocker]- Selbstständige haben in Deutschland die Freiheit zur Wahl der Krankenkasse, man spricht von Wahlfreiheit.
- Es gibt absolut keine Pflicht zur privaten Krankenversicherung.
- Es gibt eine Krankenversicherungspflicht für alle Personengruppen, diese lässt aber die Wahl zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung.
- Die Vorteile in der Versorgung und Leistung bei den privaten Krankenkassen überwiegen im Vergleich zu den gesetzlichen Kassen deutlich.
Vorsicht FALLE: private Krankenversicherung
Die Absicherung des Gründers, Unternehmers, die in den privaten Bereich eingreift, ist ebenfalls wichtig. Deshalb kann ich jedem Existenzgründer nur dazu raten, sich am Anfang der Gründung für eine freiwillig gesetzliche Krankenversicherung zu entscheiden. Denn woher wollen Sie wissen, dass sich Ihre Unternehmung wirklich so positiv entwickelt wie Sie es sich erhoffen? Sie wären nicht der erste Existenzgründer, der Startschwierigkeiten hat. Und selbst wenn es mit der Selbstständigkeit nicht klappt, müssen Sie nicht in die Schuldenfalle tappen nur weil Sie die private Krankenversicherung nicht mehr bezahlen können, oder Sie können es sich schlichtweg nicht mehr leisten, zum Arzt zu gehen und hängen dann im Basis- bzw. Grundtarif fest. Das bedeutet es gibt nur noch Notfallbehandlungen und ein paar Schmerzmittel und das war´s dann auch.
Was Sie bei einer PKV beachten müssen:
- Sie gehen in Vorleistung, das bedeutet der behandelnde Arzt stellt eine Rechnung, Sie bezahlen diese Rechnung, stellen dann einen Antrag bei der PKV auf Erstattung dieser Kosten und müssen dann bis zu sechs Wochen warten bis Sie das Geld wiederbekommen.
- Haben Sie auch an die Familienversicherung gedacht? Wenn Sie Kinder haben, müssen diese unter Umständen mitversichert werden. Dabei hängt es davon ab, ob Ihr Partner versichert ist, wie Ihr Partner versichert ist (PKV oder GKV) und wie viel Sie oder Ihr Partner verdienen. Wenn Sie alleinerziehend sind, stellen sich diese Fragen nicht, denn dann werden Ihre Kinder bei Ihnen familienversichert.
- Was wählen Sie für einen Tarif? Haben Sie einen Selbstbehalt bei Medikamenten, Behandlungen, Zahnersatz oder zahnmedizinischer Behandlung? Sie müssen unbedingt rechnen, was Ihnen der günstigste Tarif, mit dem die Versicherer werben, bringt wenn Sie jedes Jahr bis 2.000€ zuzahlen müssen.
- Lassen Sie sich nicht mit günstigen Tarifen locken! Eine seriöse PKV sollte Ihnen einen Tarif berechnen, in denen eine moderate Ansparrücklage eingerechnet wird.
Mehr Infos zur gesetzlichen Krankenversicherung finden Sie bei der Stiftung Warentest hier
Mehr Infos zur privaten Krankenversicherung finden Sie bei der Stiftung Warentest hier
Für all die unzähligen Versicherungs-, Makler, Berater, Vertriebler die mich böse per PN für diesen Artikel beschimpft haben:
Ja, dieser Artikel ist aus der Erfahrung heraus geschrieben, mit Absicht!!! Ich empfinde das auch nicht als schlimm.
Kritische Stimmen zur privaten Krankenversicherung:
- Billigtarife Private Krankenversicherung: Gefährliche Leistungslücken Stiftung Warentest hier
- SW übt Kritik am gern beworbenen Basistarif der PKV hier
- Das Handelsblatt über die Provisionsjäger in der PKV hier
- Der Focus zu: Vorsicht bei Selbstbehalt und Krankenhaus-Privilegien hier
- Artikel über Billigheimer PKV beim Stern hier
- Wege aus der Beitragsfalle private Krankenversicherung beim Tagesspiegel hier
- Die private Krankenversicherung als Falle für deutsche Rentner hier
- N24 Fünf Fallen bei einer PKV hier
- Mit Billig-Tarif in die Kostenfalle bei Ntv hier
- Die Münchner Abendzeitung zum Thema Falle PKV hier
- So überlisten Versicherer Ihre Kunden hier
Mit Sicherheit machen die gesetzlichen Kassen auch nicht alles richtig, allerdings ist deren Lobbyetat mit Sicherheit um einiges kleiner, deshalb bleibt dieser Artikel auch genau so wie er ist!
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Sehr treffend und nicht den Mainstream-Publikationen nacheifernd, beschreiben Sie in dem Artikel eine Realität, wie sie tatsächlich ist. Über einen Kommentar bei Spiegel Online bin ich zufällig auf Ihre Seite gestoßen.
Leider findet man zu diesem Thema über die üblichen Suchmaschinen nicht viele Seiten, die sich mit diesem Thema so wie Sie auseinandersetzen. Statt dessen auf unzählige Homepages und „Ratgeber“-Seiten auf denen – wie leider so oft im Internet – die Leute eine Wahrheit erfahren, die nicht wirklich eine ist. Einfach deshalb nicht, weil dahinter die Interessen von denen stehen, die nur das Beste von einem wollen 😉
Logisch, dass jeder irgendwie Geld verdienen „muss“, doch m.E. würde das sogar heute mit etwas mehr Ehrlichkeit funktionieren. Nur weil fast alle „schummeln“, muss man das selbst auch tun, um Versicherungsverträge abzuschließen oder zu vermitteln? Es ist an der Zeit, dass sich endlich mal etwas ändert , denn keiner – auch nicht der temporär vermeintlich erfolgreiche Versicherungsvermittler – wird auf Dauer glücklich sein, wenn er nur die halbe Wahrheit seinen Kunden erzählt.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur von einer PKV abraten. Ich bin sogar dafür, dass man diese gesetzlich beschneidet. Nach dem Prinzip „Einer für Alle, Alle für Einen!“.
Keine Sorge, dadurch würden keine Arbeitsplätze gefährdet werden; nur mancher Glücksritter müsste auf einen anderen Job umsatteln in dem er mit seiner kontaktfreudigen Klappe etwas anderes an den Mann oder die Frau bringen kann, was dem Leben der Allgemeinheit weniger großen Schaden zufügt.
Also liebe Leser, die ihr jetzt noch „jung“ und gesund seid und eigentlich gar keine Vorzugsbehandlung zum vermeintlich günstigen Preis braucht, weil ihr ohnehin diese nicht benötigt: für was die PKV?
Die wird teuer werden im Alter, ganz sicher! Könnt ihr sie dann noch so locker bezahlen?
Ja klar… aber wenn überhaupt, dann nur zu Leistungen, die die Gesetzliche standardmäßig anbietet.
Danke an den Betreiber dieser Seite für einen ehrlichen Artikel, wie ich ihn nur selten im Internet bisher vorgefunden habe. Bravo und weiter so!
Gruß Michel
Oh wow, vielen dank Michel. Erst einmal vielen Dank für Ihre Worte und diesen tollen Kommentar. Viele sind sich dessen gar nicht der finanziellen Risiken der privaten Krankenversicherung gar nicht bewusst sondern sehen nur den günstigen Beitrag und die bevorzugte Behandlung im „Heute“. Während für Beamte die PKV noch interessant ist, weil diese in der Pensionszeit Beihilfeberechtigte sind, kann die PKV für Angestellte und Selbstständige in der Rentenzeit zu einer bösen Falle werden. Nur das erzählt einem der Makler selten, warum auch für private Krankenversicherungen sind die Provisionen oft unheimlich lukrativ. Aber jetzt würde mich wirklich noch interessieren welche Erfahrungen Sie mit der PKV hatten? Gruß Marko
Manche Arbeitgeber empfehlen ihren Arbeitnehmern einen Wechsel in die PKV. So war es in meinem Fall. Es hieß einfach: „Ist doch billiger und besser“. Ich dachte damals leider nicht lange nach und ließ mich von einem Bekannten – solche Versicherungsvermittler hat wahrscheinlich jeder in seinem Bekanntenkreis – „beraten“ und schloss bei ihm eine private Krankenversicherung ab.
Heute weiß ich natürlich, dass a) mein ehemaliger Arbeitgeber durch mein Wechsel in die PKV weniger Arbeitgeberanteil zahlen musste und b) beim netten Versicherungsvermittler der „Spaß“ beim Geld aufhört, auch wenn es sich um einen Mensch aus dem privaten Bekanntenkreis handelt.
Die vermeintlich billigere und bessere Krankenversicherung entpuppte sich schon bald nach dem Wechsel als teuer, denn ich hatte nicht bedacht, dass ich auch einen Beitrag für meine noch nicht berufstätige Tochter bezahlen muss, welche in der GKV zuvor mit mir versichert war.
Für den Beitrag musste übrigens auch mein Arbeitgeber keinen Anteil übernehmen.
So war also der Wechsel in die PKV für mich schon von Anbeginn teurer als die GKV.
Nun kam der Tag, da verlor ich meinen Job. Vielleicht sogar zu meinem „Glück“ gerade noch rechtzeitig, denn ab 55 wäre es für mich sehr schwer geworden, nochmal zurück in die GKV zu kommen, auch wenn ich dort sehr lange Mitglied gewesen war.
Ich blieb länger arbeitslos. Die Aussichten auf einen neuen Arbeitsplatz sind für einen Ü50er- übelst, auch wenn unsere Politiker, allen voran damals Frau von der Ley(d)en, eine sehr gegensätzliche aber leider auch realitätsfremde Propaganda fahren.
Über meine eigenen Erlebnisse hinaus, beruhen meine Ansichten diesbezüglich auch auf Beobachtungen die ich zunächst bei einem von der Arbeitsagentur mir angedienten Existenzgründer-Seminar und später bei einer dieser unsäglichen Maßnahmen machen durfte.
Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Als guten Beitragszahler wollte die PKV mich nicht so einfach gehen lassen. Eine Kündigung musste ich mehrfach an das Unternehmen senden, weil auf die erste niemand reagiert hatte. Auch auf Nachfragen per E-Mail wie auch schriftlich, erhielt ich keine Antwort.
Und gleichzeitig zickte die AOK zu der ich wieder wollte. Als erstes erhielt ich lange Zeit auch von denen keine Reaktion, dann tat man so, als würde man nicht recht verstehen, was ich wolle… Missverständnis und bla bla…
Dass ich „gerade noch“ das Recht dazu habe, wieder in die GKV zu wechseln, wusste ich. Zwischenzeitlich hatte ich mich schlauer gemacht und mit der Bekanntgabe meines Wissens die Herrschaften bei der AOK bedrängt.
Es vergingen jedenfalls Wochen, bis ich tatsächlich eine Versichertenkarte der AOK in Händen halten konnte.
Während dieser ganzen Zeit erhielt ich fast wöchentlich Anrufe von der PKV. Diese arteten fast schon in Stalking aus. Die Damen und Herren glaubten, mich nach meiner Arbeitslosigkeit wieder als Kunden haben zu können. Das verneinte ich mehrfach. Auch den Hauptgrund dafür nannte ich: Die üblen Aussichten, wenn ich mal Rentner bin und um die 500 Euro Monatsbeitrag und mehr, mir kaum leisten kann. Nach langem hin- und her teilte mir man mit, dass ich mich im Alter auf einen anderen Tarif runter stufen lassen könnte, der nicht so teuer ist.
Das sah ich mir an und stellte schnell fest, dass die Leistungen für einen geringeren Betrag dementsprechend mager sind. Also wozu sollte ich in der PKV bleiben?
Als mit mir nichts zu machen war, teilte man mit beleidigt mit, dass ich irgendwelche angesparten Rücklagen oder was weiß ich, nicht mit in die GKV nehmen könnte. Das war mir egal, ich wollte nur wieder „normal“ versichert sein, mehr nicht!
Übrigens bietet auch die GKV Zusatzversicherungen an. Abgesehen davon, kann man diese (Zahnersatz etc.) auch bei einer PKV abschließen, ohne dort vollversichert zu sein.
Übrigens gibt es da noch das vor allem von Versicherungsvertretern gerne verbreitete Ammenmärchen, dass freiwillig Versicherte bei der GKV so furchtbar viel Geld bezahlen müssten. Es gäbe dort nur hohe Mindestbeiträge die nicht die unterschiedlichen Einkommen berücksichtigen würden.
Da halte ich locker dagegen! Fragen Sie einfach mal nach bei Ihrer Gesetzlichen!
Und dann fragen Sie mal bei der PKV nach, ob sie vom Einkommen abhängige Beiträge haben. Ich wüsste nicht…
Schlussendlich: Logisch, dass es den privaten Unternehmen vorrangig um möglichst viel Geld verdienen geht. Das müssen sie wohl auch bei den unglaublichen Provisionen, die sie an ihre Vermittler auszahlen.